Jahresarbeitspläne des Durchgangsheimes gestatten es, das Bestimmung, Denken und Handeln des Durchgangsheimes und seines Personals innerhalb eines rigiden Umerziehungssystems zu begreifen, das Korsetthafte wahrzunehmen, das Vorstellungsräume für Menschliches auf ein unerträgliches Maß einzwängte und dies für alle handelnden Personen – für die Kinder und Jugendlichen ganz klar, aber wohl auch für Erzieherinnen und Erzieher.
Nahtlos geht das „Arrestbuch“ des Durchgangsheimes Schmiedefeld in das „Isolierbuch“ über. Es gibt keine Erklärung für den Wechsel des Namens. Es bleibt die gleiche Art im handschriftlichen Führen der Protokolle, die gleiche Art der Unterschrift, gewissermaßen eine sich schier unendlich wiederholende Geste der Herablassung.
Es sind die gleichen Gründe für die Arretierung; es bleibt die gleiche Formel für den Beginn der Zeit in der Zelle: geduscht – delitexbehandelt – eingekleidet – isoliert.
Die Zelle, die Isolierung, ist für viele die entscheidende Erfahrung in diesem Heim. Sie legt sich als brutaler Schnitt etwa zwischen Kindheit/Jugend in Freiheit oder auch kurzzeitig erlebter Freiheit auf der Flucht, egal ob aus einem gewalttätigen Elternhaus oder aus einem anderen Heim, und dem „Transport“ in Spezial-Kinderheime oder Jugendwerkhöfe.
Häufig ist sie Station innerhalb einer längeren Heimbiografie. Der Aufenthalt als Schwellensituation mit Schockwirkung war beabsichtigt; Assoziationen zu Gefängnis, auch KZ, sind für die Kinder zwangsläufig und plausibel.