Isolierbuch Durchgangsheim Schmiedefeld

Materialien II: Geduscht Delitexbehandelt Eingekleidet Isoliert

ISBN: 978-3-9819919-4-9
Format: 200 x 298 mm
Umfang: 236 Seiten
24,90 €

Beschreibung

Jahresarbeitspläne des Durchgangsheimes gestatten es, das Bestimmung, Denken und Handeln des Durchgangsheimes und seines Personals innerhalb eines rigiden Umerziehungssystems zu begreifen, das Korsetthafte wahrzunehmen, das Vorstellungsräume für Menschliches auf ein unerträgliches Maß einzwängte und dies für alle handelnden Personen – für die Kinder und Jugendlichen ganz klar, aber wohl auch für Erzieherinnen und Erzieher.

Nahtlos geht das „Arrestbuch“ des Durchgangsheimes Schmiedefeld in das „Isolierbuch“ über. Es gibt keine Erklärung für den Wechsel des Namens. Es bleibt die gleiche Art im handschriftlichen Führen der Protokolle, die gleiche Art der Unterschrift, gewissermaßen eine sich schier unendlich wiederholende Geste der Herablassung.

Es sind die gleichen Gründe für die Arretierung; es bleibt die gleiche Formel für den Beginn der Zeit in der Zelle: geduscht – delitexbehandelt – eingekleidet – isoliert.

Die Zelle, die Isolierung, ist für viele die entscheidende Erfahrung in diesem Heim. Sie legt sich als brutaler Schnitt etwa zwischen Kindheit/Jugend in Freiheit oder auch kurzzeitig erlebter Freiheit auf der Flucht, egal ob aus einem gewalttätigen Elternhaus oder aus einem anderen Heim, und dem „Transport“ in Spezial-Kinderheime oder Jugendwerkhöfe.

Häufig ist sie Station innerhalb einer längeren Heimbiografie. Der Aufenthalt als Schwellensituation mit Schockwirkung war beabsichtigt; Assoziationen zu Gefängnis, auch KZ, sind für die Kinder zwangsläufig und plausibel.

Weitere Bücher aus dieser Reihe

Materialien I: Kontrolle – keine Vorkommnisse

Weitere Bücher

Leise schreien

Die Autorin hat in Texten und Gedichten ihre Sprache gefunden, für das was ihr geschehen ist. Es ist, wie auch der Band B von Simone Piorek die andere Sicht auf die Isolierung. Sie bestätigt die in Arrest- und Isolierbuch (vgl. Materialien I und II) spürbare Kälte und spricht gleichzeitig den Gegenentwurf aus. Diese Sicht ist die Stimme gegen die Formel.

Mein Leben und ich

Der Text von Kerstin Kratzenberger ist ein Dokument des Scheiterns des für sie zuständigen Referates Jugendhilfe/Heimerziehung. Gewalttätigkeiten und sexuelle Übergriffe führen zu keinem dauerhaften Schutz; nach Heimaufenthalten wird immer wieder die Rückkehr in die Familie angeordnet.

Republikflucht im schweren Fall

Auch für die Autorin dieses Bandes wird das Durchgangsheim Schmiedefeld zur entscheidenden Erfahrung von Ohnmacht und Entwürdigung. Mit ihrem Freund wird sie unter dem Vorwurf, illegal die DDR verlassen zu wollen, aufgegriffen und von der Polizei nach Schmiedefeld gebracht.

Ich; Gisela Schubert

Zunächst in Bildern, die Unbekümmertheit und Regellosigkeit von Kinderzeich-nungen mit der Wucht wieder und wieder hereinbrechender traumatischer Erinnerungen vereinen, später in Texten, die eine Sprache aus dem Innenraum des Traumas wie selbstverständlich finden, hat Gisela Schubert, wie sie sich jetzt (wieder) nennt, ihren Ausdruck gefunden, Äußerungen, die aufwühlen und verstören.

Wie geht es Dir, mir geht es gut

62 Briefe sind erhalten geblieben, die Alexander Matzke an seine Mutter Gisela schrieb. Einige wenige aus einer durch die Erkrankung der Mutter bedingten Trennung, die anderen aus dem Durchgangsheim Schmiedefeld, aus dem Spezial-Kinderheim Wenigenlupnitz und aus dem Jugendwerkhof Wittenberg.

Da oben, auf dieser Burg

123 handgeschriebene Seiten sind es – vorläufig – geworden. E.B. wollte der Stadtverwaltung Heldburg mitteilen, was sie als Kind im Sonderschulheim Veste Heldburg (heute Deutsches Burgenzentrum) erdulden musste.