Simone Piorek

Republikflucht im schweren Fall

ISBN: 978-3-9819919-6-3
Format: 138 x 210 mm
Umfang: 50 Seiten
7,90 €

Beschreibung

Simone Piorek wird das Durchgangsheim Schmiedefeld zur entscheidenden Erfahrung von Ohnmacht und Entwürdigung. Mit ihrem Freund wird sie unter dem Vorwurf, illegal die DDR verlassen zu wollen, aufgegriffen und von der Polizei nach Schmiedefeld gebracht.

Beim Erstbetreten in die Isolationszelle bekam ich die „Einweisung“, dass ich jedes Mal; wenn die Zelle aufgeschlossen wird, stramm zu stehen habe, die Hände auf den Rücken und das Gesicht zur Wand zu drehen hätte. Ich sollte meinen vollen Namen sagen, seit wann ich isoliert bin und eine Nummer nennen.

Die Meldung war dann wie folgt: ‚Simone Piorek, isoliert seit 9.7.81, Arrestnummer XXXX.

„Nachts wurde das Bettgestell dann heruntergelassen und eine alte Matratze und eine dünne Armeedecke daraufgelegt. Diese Decke wärmte mich nicht ausreichend, so dass ich die ganze Nacht fror. Ein Kissen gab es nicht.

In der linken hinteren Ecke stand ein weicher Gummieimer mit Deckel, in der Art wie er sonst üblicherweise von Anglern für den Fischfang verwendet wurde. Dieser Eimer diente als Toilette und rutschte in sich zusammen, wenn man sich daraufsetzen wollte. An Toilettenpapier kann ich mich nicht erinnern, aber selbst; wenn es welches gegeben hat, habe ich in dieser Zelle vermieden; Stuhlgang zu haben. Am Schlimmsten war die Vorstellung für mich, dort meine Menstruation zu bekommen, Durchfall zu haben oder erbrechen zu müssen.

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Materialien I: Kontrolle – keine Vorkommnisse

Keine Vorkommnisse: o. V. manchmal auch k. V. sind die ökonomischen Kürzel eines Rasters, das sich bleischwer über die Tage legte, die Kinder und Jugendliche in den Arrestzellen des Durchgangsheimes Schmiedefeld verbrachten.

Materialien II: Geduscht Delitexbehandelt Eingekleidet Isoliert

Jahresarbeitspläne des Durchgangsheimes gestatten es, das Bestimmung, Denken und Handeln des Durchgangsheimes und seines Personals innerhalb eines rigiden Umerziehungssystems zu begreifen, das Korsetthafte wahrzunehmen, das Vorstellungsräume für Menschliches auf ein unerträgliches Maß einzwängte und dies für alle handelnden Personen – für die Kinder und Jugendlichen ganz klar, aber wohl auch für Erzieherinnen und Erzieher.

Ich; Gisela Schubert

Zunächst in Bildern, die Unbekümmertheit und Regellosigkeit von Kinderzeich-nungen mit der Wucht wieder und wieder hereinbrechender traumatischer Erinnerungen vereinen, später in Texten, die eine Sprache aus dem Innenraum des Traumas wie selbstverständlich finden, hat Gisela Schubert, wie sie sich jetzt (wieder) nennt, ihren Ausdruck gefunden, Äußerungen, die aufwühlen und verstören.

Wie geht es Dir, mir geht es gut

62 Briefe sind erhalten geblieben, die Alexander Matzke an seine Mutter Gisela schrieb. Einige wenige aus einer durch die Erkrankung der Mutter bedingten Trennung, die anderen aus dem Durchgangsheim Schmiedefeld, aus dem Spezial-Kinderheim Wenigenlupnitz und aus dem Jugendwerkhof Wittenberg.

Da oben, auf dieser Burg

123 handgeschriebene Seiten sind es – vorläufig – geworden. E.B. wollte der Stadtverwaltung Heldburg mitteilen, was sie als Kind im Sonderschulheim Veste Heldburg (heute Deutsches Burgenzentrum) erdulden musste.