Kerstin Kratzenberger

Mein Leben und ich

ISBN: 978-3-9819919-7-0
Format: 138 x 210 mm
Umfang: 34 Seiten
6,40 €

Beschreibung

Der Text von Kerstin Kratzenberger ist ein Dokument des Scheiterns des für sie zuständigen Referates Jugendhilfe/Heimerziehung. Gewalttätigkeiten und sexuelle Übergriffe führen zu keinem dauerhaften Schutz; nach Heimaufenthalten wird immer wieder die Rückkehr in die Familie angeordnet.

„Leider habe ich bis zum heutigen Tage nicht verstanden, ‚warum‘. Es war dem Jugendamt bekannt, dass die mich nur geschlagen haben. Die wussten, dass Herr K: im Knast war – aber nein – man schickt mich wieder dorthin.

Ich fing dann wieder an, wegzulaufen.

32mal Fahndungen legte ich hin und dieses Spiel ging so:

Ich lief weg – Polizei griff mich auf – Ich lief weg – Polizei griff mich auf – Ich lief weg – Polizei griff mich auf – usw.

Dann hatte die Dame vom Jugendamt die Schnauze voll.

Die Polizei rückte in Halle in der Schule ein, Packte meine Schulsachen in meinen Ranzen, zerrte mich aus dem Klassenzimmer.

Ich schrie, weinte, strampelte wie verrückt, aber die waren stärker. [Ich hatte] keine Chance. Man stopfte mich in das Polizeiauto und [wir] fuhren los. Ich wusste weder wohin geschweige weshalb. Man brachte mich ins D-Heim nach Karl-Marx-Stadt. Wieder eingesperrt – kein rauskommen, alle Türen zugeschlossen, kein nettes Wort, nix.“

Weitere Bücher aus dieser Reihe

Leise schreien

Republikflucht im schweren Fall

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Materialien I: Kontrolle – keine Vorkommnisse

Keine Vorkommnisse: o. V. manchmal auch k. V. sind die ökonomischen Kürzel eines Rasters, das sich bleischwer über die Tage legte, die Kinder und Jugendliche in den Arrestzellen des Durchgangsheimes Schmiedefeld verbrachten.

Materialien II: Geduscht Delitexbehandelt Eingekleidet Isoliert

Jahresarbeitspläne des Durchgangsheimes gestatten es, das Bestimmung, Denken und Handeln des Durchgangsheimes und seines Personals innerhalb eines rigiden Umerziehungssystems zu begreifen, das Korsetthafte wahrzunehmen, das Vorstellungsräume für Menschliches auf ein unerträgliches Maß einzwängte und dies für alle handelnden Personen – für die Kinder und Jugendlichen ganz klar, aber wohl auch für Erzieherinnen und Erzieher.

Ich; Gisela Schubert

Zunächst in Bildern, die Unbekümmertheit und Regellosigkeit von Kinderzeich-nungen mit der Wucht wieder und wieder hereinbrechender traumatischer Erinnerungen vereinen, später in Texten, die eine Sprache aus dem Innenraum des Traumas wie selbstverständlich finden, hat Gisela Schubert, wie sie sich jetzt (wieder) nennt, ihren Ausdruck gefunden, Äußerungen, die aufwühlen und verstören.

Wie geht es Dir, mir geht es gut

62 Briefe sind erhalten geblieben, die Alexander Matzke an seine Mutter Gisela schrieb. Einige wenige aus einer durch die Erkrankung der Mutter bedingten Trennung, die anderen aus dem Durchgangsheim Schmiedefeld, aus dem Spezial-Kinderheim Wenigenlupnitz und aus dem Jugendwerkhof Wittenberg.

Da oben, auf dieser Burg

123 handgeschriebene Seiten sind es – vorläufig – geworden. E.B. wollte der Stadtverwaltung Heldburg mitteilen, was sie als Kind im Sonderschulheim Veste Heldburg (heute Deutsches Burgenzentrum) erdulden musste.